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Mittendurch statt außen rum…

Das Schloss von der Leyen

Foto: © Steffen Schmitz, Wikimedia Commons

Das Schloss liegt auf einem Felsplateau zwischen der Mosel und dem Nothbach in der Gemeinde Kobern-Gondorf (Kreis Mayen-Koblenz). Die weitläufige Anlage des Schlosses aus dem 14. Jahrhundert besteht aus der Vorburg mit dem 1527 ergänztem Torbau und der Kernburg.

Das auch als Oberburg bezeichnete Schloss liegt (im Gegensatz zum als Niederburg bezeichneten »Schloss Liebieg«)  im Süden des Ortsteiles Gondorf.

Nicht zu verwechseln sind die beiden Schlösser im Ortsteil Gondorf mit den beiden Burgen im Ortsteil Kobern. Zwar werden diese beiden Burgen im Ortsteil Kobern auch als Oberburg und als Niederburg bezeichnet, sind aber nicht identisch mit dem als Oberburg bezeichneten Schloss von der Leyen und dem als Niederburg bezeichneten Schloss Liebieg. (siehe Bild unten links)

Schloss Liebieg, Foto: © Sir Gawain

Ursprüglich war das »Schloss von der Leyen« umgeben von einem Wassergraben. Die ehemalige Gondorfer Oberburg ist die einzige Wasserburg an der Mosel.

Das Schloss ist nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) ein geschütztes Kulturdenkmal und in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. In Teilen des Gebäuden ist eine Außenstelle des Landeshauptarchivs Koblenz untergebracht, während die Vorburg heute von der Gemeinde Gondorf genutzt wird.

Das Haus ›von der Leyen‹ ist ein von der Mosel stammendes Geschlecht des Hochadels. Damit machten sie ihrem Namen wortwörtlich alle Ehre. »Ley« bedeutet Fels, was die von der Leyens zu den »Herren der Felsen« macht.

Schloss von der Leyen, Foto: © Gemeinde Kobern-Gondorf

1357 befand sich das »Huse zu der Leyen uf der Mosel gelegen« im Besitz des Peter von der Leyen. Die Adeligen nannten sich bis ins Jahr 1500 auch ›de Guntravia‹ ( von Gondorf) oder ›de Petra‹.

Die Leyen waren Erbtruchsessen (Truchsess war ein Hofamt in der mittelalterlichen Hofgesellschaft für den obersten Aufseher über die fürstliche Tafel. Der Ausdruck stammt von althochdeutsch →truhtsâzo) im Kurfürstentum Trier.

Das Geschlecht ist eigentlich 1971 mit Ferdinand Maria Prinz von der Leyen im Mannesstamm erloschen. Das Haus besteht jedoch infolge von Adoption fort: Fürst Erwein III. adoptierte 1969 den Sohn seiner Tochter.

 

Geschichte

Die Lage auf einem Felsplateau zwischen der Mosel und Nothbach bot vermutlich bereits im 5./6. Jahrhundert den Platz für eine befestigte und gut zu verteidigende Besiedlung.

Wasserschloss von der Leyen, Foto: © Linus Haupt

Das Schloss der Herren- und späteren Fürsten von der Leyen ist eine hochmittelalterliche, im 14.-16. Jhdt. zu einem Schloss ausgebaute Burg aus dem 12. Jahrhundert. Es ist der Stammsitz der Herren und späteren Fürsten von der Leyen. Erstmals wurde die Burg im Jahr 1272 erwähnt. Sie soll aber bereits im 12. Jahrhundert erbaut worden sein. 

Im Jahr 1456 bekam das Geschlecht von der Leyen durch die Heirat von Georg I. von der Leyen (1434–1509), [dem Sohn Johanns von der Leyen († um 1455) und Kunigunde von Eltz († 1460)) mit Eva von Mauchenheim zu Zweibrücken († 1512), aus einem Geschlecht von einfachen Burgmannen der Grafen ein zusätzliches Standbein im Bliesgau (im südöstlichen Saarland). 

Dort erbten die von der Leyen‘s unter anderem 1486 einen Teil der Burg Blieskastel.Das Paar hatte unter anderem den Sohn Simon von der Leyen (1471–1512). Er war vom 31. Mai 1491 bis 8. April 1512 der 22. Abt (unter dem Namen Simon de Petra) in Maria Laach.  

1560 residierten in Gondorf die Fürsten von der Leyen. In dieser Zeit gestalteten die Burg zum Schloss um. Die von der Leyen‘ s waren damals das mächtigste Adelsgeschlecht an der Mosel.

 

Freiherren von der Leyen

Fürsliches Wappen von der Leyen

Der zweite Kurfürst von Trier aus dem Geschlecht der von der Leyen (aus der Nebenlinie zu Adendorf), Karl Kaspar von der Leyen (1652–1676), förderte sehr gezielt die Mitglieder seiner Familie und den Besitzstand seines Geschlechtes. Im Jahr 1653 wurden die von der Leyen von Kaiser Ferdinand III. in den Reichsfreiherrenstand erhoben.

1654 machte er seinen jüngeren Bruder Damian Hartard von der Leyen, den späteren Kurfürst von Mainz (1675–1678), zum Propst und Archidiakon von Karden innerhalb des Erzbistums Trier. 1660 belehnte er seinen anderen Bruder Hugo Ernst von der Leyen mit dem kurtrierischen Amt Blieskastel. Damit besaß die Familie eine eigene Herrschaft mit Gerichts- und Besteuerungsrechten.

Schloss Blieskastel, Stadtseite

Die einflussreichen und durch die Möglichkeiten ihrer Ämter reichen Brüder kauften gezielt ein möglichst geschlossenes Territorium um Blieskastel auf: 1655 Würzbach, Ommersheim, Heckendalheim und die Meierei Webenheim, 1656 die Herrschaft Medelsheim, 1657–1664 Wölferdingen und die helmstättische Hälfte von St. Ingbert, 1659 das Schloss Wecklingen, 1667 die Herrschaft Forbach und 1670 Gersheim.

Zudem besaßen die von der Leyen’s unzählige Weinberge an der Mosel. Im Jahr 1720 gehörten ihnen insgesamt 275.000 Rebstöcke an der Mosel.

Die Familie wurde 1653 in den Freiherrenstand, 1711 in den Grafenstand und schließlich 1806 infolge des Beitritts zum Rheinbund in den Fürstenstand erhoben. Im 16. Jhdt. Haben sich  die Nebenlinien zu ›Saffig‹ und ›Nickenich‹ gespalten.

Mehrere Mitglieder der Familie bestiegen im 16 und 17. Jhdt. die Erzbischofsstühle zu Trier und Mainz: Johann VI. Erzbischof von Trier (1556-67), Karl Kaspar, Erzbischof von Trier (1652-76) und Damian Hartard von der Leyen, Erzbischof von Mainz (1675-80).Johann VI. von der Leyen entfaltete auf der Oberburg zu Gondorf eine rege Bautätigkeit. 1773 verlegte die Familie ihren Wohnsitz von Gondorf nach Blieskastel im Saarland. Die Oberburg zu Gondorf wurde schließlich 1820 verkauft, um für 250.000 Gulden das Rittergut Waal in Oberschwaben zu erwerben, wo die Fürsten von der Leyen noch heute ansässig sind.

Stammwappen derer von der Leyen

Anfang des 19. Jahrhunderts ließ Reichsgraf Philipp von der Leyen das Schloss seiner Vorfahren in Teilen restaurieren. Von seinem Sohn Erwein I. wurden die Anlage, Ländereien und die vormals bedeutende Weinkellerei nach dem Tod des Fürsten unter anderem an die Gemeinde Gondorf verkauft.

Beim Eisenbahnbau der Moselstrecke im Jahr 1876 wurde die Schlossanlage, welche bis zum Ufer der Mosel reicht, in zwei Teile getrennt. Die südwestlich vom Schloss gelegene Kirche aus dem Spätmittelalter wurde abgerissen. Auf Kosten des Bauträgers des Eisenbahnprojektes, der ›Preußischen Staatseisenbahn‹, wurde etwas entfernt ein Ersatzbau realisiert. 

Wasserschloss von der Leyen, Foto: © Michael Ropönus

Das Schloss von der Leyen wurde 1907 restauriert. In ihm befinden sich das Weinmuseum sowie eine Ausstellung des Landeshauptarchivs.

Im Jahr 1971 wurden erneut umfangreiche Verkehrsplanungen vorgenommen. Zwischen der Bahnlinie und der Mosel sollte die Bundesstraße 416 angelegt werden.

Das Schloss wird heute durch die B 416 und Trassen der Eisenbahn getrennt. Heute umfasst die Hauptburg den Palas (von spätlat. palatium über altfranzösisch pales bzw. palais,  repräsentativer Saalbau einer mittelalterlichen Pfalz oder Burg zur Zeit der Romanik) und dem sogenannten neuen Bau des Kurfürsten Johann VI. aus dem 16. Jahrhundert.

So führt die Bundesstraße nun heute mitten durch das Schloss über den vormaligen Schlosshof. Dazu mussten Teile im Erdgeschoß des Schlosses geöffnet und die Straße mitten durch das  Schlossgebäudes geführt werden.

Der Nothbach wurde in den 1970er Jahren umgeleitet und überbaut.

 

Bauentwicklung

Gondorfer Burgen, Oberburg (links, auch Wasserschloss von der Leyen genannt) und Ruine Niederburg (rechts, auch Schloss Liebieg genannt)

Zur Baugestalt der hochmittelalterlichen Gründungsanlage des 13. Jhdts. liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Der erhaltene Baubestand der Gondorfer Oberburg datiert vornehmlich in das 14.-16. Jhdt.

Etwa zur gleichen Zeit wie die Aufstockung des Hauptturmes entstand an der Nordseite der Hauptburg über rechteckigem Grundriss der Wohnbau mit vier, über Dreipasskonsolen vorkragenden polygonalen Ecktürmchen.

Die Hauptbauteile der weitläufigen, mit drei Türmen versehenen Vorburg gehören ebenfalls dem 15. Jhdt. an. Mitte des 16. Jhdts. erfolgte eine grundlegende Umgestaltung des Schlosses durch den Trierer Kurfürsten Johann VI. (1556-67). Er ließ an der Südseite der Hauptburg den sog. »Neuen Bau« errichten. Mitte des 18. Jhdts. stürzte ein am Nothbach gelegener Turm ein. Er beherbergte das Familienarchiv der von der Leyen.

Zu Beginn des 20. Jhdts. erfolgte eine umfassende Restaurierung der baulich vernachlässigten Burg (Rekonstruktion der Erker des Wohnbaus im Norden und des Bergfrieddaches). Die 1876 quer durch die zweiteilige Burg geführte Eisenbahntrasse hatte die Niederlegung eines Turmes der Vorburg und die Verlegung der Kirche zur Folge. Beide Burgteile wurden voneinander getrennt. Seit 1971 »durchschneidet« die Bundesstraße den spätmittelalterlichen Wohnbau im Norden und den Renaissanceflügel im Süden der Hauptburg.

 

Baubeschreibung

Lageplan vor dem Bau der Bundesstraße, KD Mayen, Grafik: ebidat.de

Die zweiteilige Anlage gliedert sich in eine dreiflügelige, zur Mosel hin offene Hauptburg mit schmalem runden Bergfried und den mit drei Türmen versehenen Gebäudekomplex der Vorburg an der Westseite des Burggeländes.

Foto: © Michael Ropönus

Zum Baubestand der Hauptburg zählen der runde, in den Südflügel eingestellte, in nachmittelalterlicher Zeit als Treppenturm dienende Bergfried. Der zweigschossige »Neue Bau«" (Mitte 16. Jhdt.) sowie der an der Nordseite gelegene, ebenfalls zweigeschossige spätmittelalterliche Wohnbau wurden durch vier polygonale Eckwarten (1906 rekonstruiert) eingefasst. Der »Neue Bau« wird an der moselseitigen Südostecke durch einen Rundturm flankiert. Ein weiterer Rundturm mit Schlüsselloch- und Maulscharten befindet sich an der Südwestecke der Hauptburg.

Weitere schießschartenbewehrte Rundtürme weist der langgezogene dreigeschossige Gebäudetrakt der Vorburg auf. Ein Rundturm an der Nahtstelle von Vor- und Hauptburg fiel dem Eisenbahnbau Ende des 19. Jhdts. zum Opfer. Im Mündungswinkel von Nothbach und Mosel befand sich ursprünglich eine im 19. Jhdt. niedergelegte Bastion.

Den schönsten Blick auf Schloss von der Leyen hat man vom gegenüberliegenden Moselseite.

  

Quellen: koberngondorf.de, de.wikipedia.org, ebidat.de, gdke.rlp.de,