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Weinbau an Saar und Blies

Dass »Saarwein«, angebaut an der unteren Saar zwischen Serrig und der Saarmündung in die Mosel, »Saarwein« ist, aber kein »Saarländischer Wein«, ist mittlerweile bekannt.

»Saarländischer Wein« kommt von der Mosel, namentlich von der Obermosel, aus dem Bereich »Moseltor« aus den Orten Perl, Sehndorf und Nennig.

Das galt seit vielen Jahren - gilt aber seit einiger Zeit nicht mehr ganz, denn: Nachdem viele meist auf Privatinitiative geschaffene Wingerte, meist mit 99 Rebstöcken, da ab 100 Rebstöcken andere gesetzliche Regelungen Gültigkeit haben, sind nun Anfänge eines mehr kommerziell ausgerichteten Weinanbaus an Saar und Blies zu verzeichnen.


Geschichte des Weinanbaus

Malerei in einer ägyptischen Grabkammer (Nebamun, ca. 1.400 v.Chr.)

Die Entstehung des Weinbaus reicht in die frühe Geschichte der menschlichen Zivilisation zurück. Weinbau in Georgien lässt sich 5.800 Jahre v. Chr. nachweisen. Auch  in Kleinasien sowie im Mittelmeerraum belegen Funde von Traubenpressen und Gefäßen den Weinanbau. In der Gegend des sogenannten Zweistromlands (Mesopotamien, heute Teil der Staatsgebiete von Syrien, Irak und der Türkei) lassen sich Usprünge des Weinanbau bereits vor über 7.000 Jahren nachweisen. Die Beigabe von Weinamphoren im Grab des Tutanchamun, der von ca. 1.332 bis 1.323 v. Chr. regierte, zeigt, dass die Kultivierung von Wein auch im alten Ägypten stattfand.

In der babylonischen Mythologie repräsentierte Gilgamesch (Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr.) den Wein und seinen Konsum. Etwa um 1700 v. Chr. kultivierten auf Kreta die Minoer erste Edelreben.

Verbreitung fand das Wissen über die Gewinnung des Rebensaftes in Europa schließlich durch das antike Griechenland, wo etwa der Dichter Homer im 8. Jahrhundert v. Chr. von diesem Getränk berichtete. Drei Jahrhunderte später mahnte Hippokrates, der Urvater der modernen Medizin, bereits einen gemäßigten Konsum des Trankes.

Altgriechisches Weinmischgefäß (Krater)

Griechische Kolonisten brachten im 7./6. Jh. v. Chr. erstmals Rebstöcke über Massalia( → Marseille) nach Gallien. Sicher nachgewiesen ist Weinherstellung im heutigen Frankreich um 400 v. Chr. und fand durch die Römer seinen Weg nach Westeuropa und den Handelsstraßen folgend auch an Rhein und Mosel.

Mit dem Untergang des Römischen Reiches ging dann auch der Anbau zurück, erlebte aber eine neue Blüte durch die Gründung von Klöstern, benötigte man doch zu jeder Messfeier auch den entsprechenden Messwein.

Das Kloster Gräfinthal war, wie das benachbarte Kloster Wörschweiler, ein Zentrum des mittelalterlichen Weinbaues im Bliestal. August Becker stellte in seinem Buch »Die Pfalz und die Pfälzer« - das Gebiet gehörte bekanntlich zur bayerischen Rheinprovinz - fest, dass: »...der Muttergotteswein, der auf den Hängen und um die Ruine des Klosters Gräfinthal gedeihe, der beste unter den Bliesweinen sei.«

Neben den Klöstern wurde Weinanbau auch von den Feudalherren betrieben, da sie rasch feststellten, dass Wein eine profitable Handelsware war. So ergab es sich, dass der Weinanbau im Mittelalter praktisch im gesamten Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation verbreitet war.

Eine der ersten urkundlichen Erwähnungen des Weinbaus im Bliesgau stammt aus dem Jahr 1291. In ihr ist folgendes zu lesen: »Die genannten Edelfräulein Ida und Lyza (Töchter des Ritters Heinrich Roter von Saarbrücken) sollen uns, die Vorgenannten, auch darüber unter-richten, wie groß der Weinberg ist, den sie in Eschringen angelegt haben.«

1241 wurde bereits eine Schenkung eines Weinbergs auf dem Berg von Mengen (Bliesmengen) an das Kloster Wörschweiler beurkundet.

Auch andere Klöster in der Region wie Hornbach, Gräfinthal oder das Stift St. Arnual betrieben eigenen Weinbau in dieser Zeit. Man kann sich heute schwer vorstellen, welche Rolle der Wein im Mittelalter als Getränk gespielt hat. Nach Schätzungen belief sich der Verbrauch auf 150 Liter pro Kopf und Jahr - heute sind das gerade mal 23 Liter!

Die in der Zeit kultivierten Rebsorten waren der Elbling, die Gutedeltraube, der Riesling und der Trollinger, der auch unter dem Namen »Hammelhoden« bekannt war.

In den folgenden Jahrhunderten (15. bis 17. Jahrhundert) durchlebte der Weinanbau einen enormen Einbruch. Zahlreiche Kälteperioden und der 30-jährige Krieg mit seinen Folgen wie der Entvölkerung und Verwüstung ganzer Landstriche waren dafür die Gründe. Übrig blieben nur die besonders günstigen Lagen an großen Flüssen als Handelswegen. Wein wurde vermehrt aus Südeuropa importiert, so dass sich in etwa die heutigen Weinregionen Europas herausbildeten.


Weinanbau in unserer Region

Neben dem Weinanbau an Mosel und Saar  blühte ab dem 18. Jahrhundert  der Weinbau dann im Bliesgau wieder auf. Dies war vor allem der Verdienst der Reichgräfin Marianne von der Leyen (1745-1804), die den Wein- und Obstanbau in der Grafschaft Blieskastel sehr förderte. Genannt werden von ihrem Biographen Ludwig Eid namentlich vier Dörfer: Auersmacher, Kleinblittersdorf, Habkirchen und Bliesmengen-Bolchen.

Im Gefolge der Französischen Revolution und der Säkularisierung der Klöster erlitt der ohnehin nicht sehr produktive Weinbau im Bliesgau einen weiteren Rückschlag, zumal die Qualität seiner Produkte meist nicht gerade »berauschend« war.

Die Mitte des 19. Jahrhunderts gilt als Höhepunkt der Weinkultur in dieser Region. Zahlreiche Zeugnisse belegen die hohe Qualität der erzeugten Weine. Darüber hinaus beweisen auch Flurnamen, Sagen und mündliche Überlieferungen und eindeutig vom Weinbau genutzte Bauten wie beispielsweise ein ›Trullo‹ oder Trockenmauern von dieser alten Tradition.

Der Weinanbau im letzten Jahrhundert wurde an der mittleren Saar in der Höhe von Merzig, aber vor allem in der Region zwischen Sankt Arnual, heute Stadtteil von Saarbrücken im Nordwesten, Rilchingen-Hanweiler im Südwesten, Blieskastel im Nordosten und Brenschelbach und Utweiler im Südosten betrieben.

Verschiedene mittelalterliche und neuzeitliche Karten und Lagepläne belegen Rebflächen in dem Bereich der Mittleren und Oberen Saar, so beispielsweise ein Grundriss von 1764, der das Schlösschen »Montplaisir« auf dem Saarbrücker Halberg nebst einem 80 Morgen großen Weingarten darstellt.

Angelegt worden war der Wingert von Fürst Wilhelm Heinrich 1762, der sechs Jahre zuvor bereits auf dem Kaninchenberg oberhalb Sankt Arnuals ähnliche Versuche unternommen hatte.

Freiherr Adolf von Knigge, der die Anlage besuchte, meinte dazu, die Bestockung einer Rebfläche geschehe wohl mit der Absicht, »um im Herbst dem Hofe ein angenehmes Fest zu geben, das eine Weinlese darstellt, wie in der ernsten Absicht, hier trinkbaren Wein zu ziehen.«

Den endgültigen Niedergang brachte dann die »Reblausseuche« (Phylloxera), die aus Amerika eingeschleppt worden war, sowie die praktisch parallel dazu auftretenden Pilzerkrankungen Peronospora (Falscher Mehltau), Oidium (Echter Mehltau) und Botrytis (Graufäule) Ende des 19. Jahrhunderts.

Zurzeit gibt es Bestrebungen, den Weinanbau an der Oberen Saar wieder zu intensivieren. Immerhin war der Weinanbau über viele Jahrhunderte belegt, nachdem die Römer ihn auch hierher importiert hatten. Mit der Reblausplage und dem erfolglosen Kampf gegen das Falsche Mehltau (Peronospora) gaben in den späten 1920er Jahren die letzten Winzer ihre Betriebe auf.

Aber auch die gesellschaftlichen Umwälzungen - Stichwort Industrielle Revolution - spielten eine Rolle. Immer mehr Bauern wurden zu Arbeitern in den Fabriken und Kohlengruben und gaben den unrentablen Weinbau auf. 

Getränke wie Bier und Kaffee wurden immer populärer und viele Bauern wandelten einen Teil ihrer ehemaligen Wingerte in pflegeleichtere Obstbaumwiesen (»Streuobstwiesen«) mit Quetschen und Mirabellen um. 

Andere Weinberge wurden sog. »Sozialbrachen« und verbuschten. Nach Anerkennung des Bliesgau als ›Biosphärenreservat‹ im Mai 2009 ist eine starke Bewegung zu erkennen, die an die alte, hohe Qualität anknüpfen möchte und – über den Status des Landweines hinaus – den professionellen Weinanbau als Chance zur Wertschöpfung in der Region sieht.

Infrage kommen Ackerflächen beidseits der Blies sowie dessen Nebenflüssen Mandelbach, Bickenalb und Schlierbach. Als Vision gilt eine eigene QbA-Appellation.

Im Gersheimer Ortsteil Reinheim hat eine Arbeitsgemeinschaft von Winzern einen alten Weinberg in einer günstigen Südlage rekultiviert und stellt aus der Ernte eigenen Weiß- und Rotwein her, der auch offiziell verkauft wird. 

Die rechtlichen Voraussetzungen dazu wurden von der Saarländischen Landesregierung vor einigen Jahren geschaffen. In anderen Regionen entlang der Saar und ihrer Nebenflüsse sind derartige Versuche nicht bekannt, obwohl die Gegebenheiten vorhanden wären.                           

Die gesetzliche Regelung zum Weinbau an Blies und Saar finden Sie → hier:


Quellen: reine-weine.de; de.wikipedia.org;