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Die Römer und das Bier

Geschichte des Bieres

Ägyptische Wandmalerei aus dem Grab des Kenamom, etwa 1.500 v. Chr., Abb. © brauer-bund.de

Der Ursprung des Bierbrauens liegt wohl vor über 9.000 Jahren  in Ägypten. Laut Überlieferungen und Ausgrabungen entstanden die ersten Brauereien ca. im 34. Jahrhundert vor Christus u. a. in Hierakonpolis in Oberägypten. In kürzester Zeit sollen die Ägypter bereits über 20 verschiedene Sorten Bier gebraut haben. Bier war zu dieser Zeit auch in Ägypten ein Grundnahrungsmittel aller Bevölkerungsschichten, einschließlich des Königshauses. 

Auch die Arbeiter für den Pyramidenbau erhielten täglich eine Ration von zwei Krügen Bier. Dies entsprach einer Menge von immerhin ca. 4 Litern (!). Dazu erhielten die Arbeiter drei bis vier Brote. 

Hieroglyphe für Nahrung

Die Hieroglyphe für Nahrung war lange Zeit ein Zeichen für Brot und Bier. Auch Beamte, Offiziere und Soldaten wurden in Brot und Bier bezahlt. Den Toten hat man Bier mit ins Grab gegeben.

2015 wurden im Bereich der Stadt Tel Aviv bei Bauarbeiten Reste einer bronzezeitlichen ägyptischen Brauerei gefunden, der bisher nördlichste Fund altägyptischer Bierproduktion.[

Die gewerbsmäßige Bierbrauerei blieb in Ägypten Staatsmonopol. Die größte und bekannteste Braustätte lag in Pelusium (Khalij at-Tinah) an der Mündung des heutigen Sueskanals. Wohl erst die Ptolemäer (von ca. 332 v. Chr. bis ca. 32 vor Chr.) konzessionierten auch private Bierbrauer. Sie kontrollierten den Verkauf und führten dafür eine Getränkesteuer ein, angeblich, um der Trunksucht Einhalt zu gebieten. 

Abb. © brauer-bund.de

Man siebte das Bier vor dem Verzehr oder trank es mit Hilfe eines Trinkhalms, damit man nicht die in dem Gebräu noch enthaltenen Getreidekörner mittrank.

Von den Ägyptern nahmen die Juden des Alten Testaments die Praxis der Bierbrauerei mit ins Gelobte Land. Das »Sechar«, wie sie es nannten, wurde auch bei ihnen zum Alltagsgetränk. Doch für die Feiertage oder zum Trankopfer schätzten sie, etwas anderes als die Ägypter, den Wein.

Die Griechen machten im fünften vorchristlichen Jahrhundert die Bekanntschaft mit ägyptischem Bier. Für sie war das Bier typisch für die ägyptische Lebensart. Der Tragödiendichter Aeschylos (ein antiker griechischer Tragödiendichter), der zu jener Zeit lebte, nannte die Ägypter nur »die Leute, die Met aus Gerste trinken«.

Archimedes, * um 287 v. Chr. vermutlich in Syrakus; † 212 v. Chr.

Die Griechen bei ihren Reisen in fremde Länder Bier kennengelernt, schätzten es aber nicht besonders. 

Der Dichter Archilochos berichtete bereits im siebten vorchristlichen Jahrhundert von den Getränken der kleinasiatischen und balkanesischen Phrygier und Thrakier, die aus aufgeschwemmtem Gerstenbrot - zuweilen unter Zusatz von Obst - hergestellt wurden. 

Der Schriftsteller Xenophon erzählte im vierten Jahrhundert v. Chr. von den Armeniern, die einen berauschenden Trank schlürften - auch mit langen Strohhalmen, wegen der drin herumschwimmenden Getreidekörner.

Die Griechen begannen dann auch bald selbst, allerlei Bier zu brauen. Aber es galt als das Getränk der armen Leute, aristokratisch war es nicht.

Der Philosoph Aristoteles, Sohn eines vornehmen Arztes, untersuchte halbwegs wissenschaftlich allerlei Räusche. Er stellte nicht nur fest, dass Bier ein »angenehmer Schlaftrunk« ist. Er machte noch viel kuriosere Erfahrungen: Dass nämlich »Bier die Eigentümlichkeit besitzt, den Menschen, der zuviel davon getrunken hat, nach rückwärts fallen zu lassen, während allzu reichlicher Weingenuss ein Niederstürzen nach allen Seiten verursacht«.


Die Römer und das Bier

Von den Griechen übernahmen die Römer die Kunst des Bierbrauens und auch seine geringe Einschätzung. In Rom war Bier lange Zeit erst recht nichts Vornehmes.

Aus der Nähe von Trier stammt dieser Bierverlegerstein aus den ersten Jahrhunderten nach Christus, Quelle: Deutscher Brauer-Bund e.V,

Dann, als die Römer auf ihren Entdeckungsreisen und Eroberungszügen andere ausländische Biere kennenlernten, schwankte die Meinung:

Der Geograf Strabo berichtete einige Jahre vor der Zeitwende, dass die Bergvölker in Iberien - also in Spanien und Portugal - ihr aus Hirse und Gerste gebrautes Bier dem Wein weitaus vorzögen. Und dieses Getränk sei auch nicht schlecht.

Bei den Vorfahren der heutigen Franzosen, den Kelten in der römischen Provinz Gallien, lernten die römischen Legionäre im ersten vorchristlichen Jahrhundert gutes Bier kennen. Die Kelten nannten ihr Gerstenbier »Corma« und zapften es schon aus Fässern. Auch ein Weizenbier gab es, das mit Honig gesüßt wurde.

Julius Cäsar (* 13. Juli 100 v. Chr. , † 15. März 44 v. Chr.) fand allerdings, dass Bier ein nahrhaftes und kräftiges Getränk sei, und so verwundert es nicht, dass er seine Truppen mit einer ausreichenden Menge an Bier versorgte. 

Als Cäsar den Fluss Rubicon im nördlichen Italien überschritt, um seinen Siegeszug quer durch Europa anzutreten, war demnach eine ganze Menge Bier im Spiel. Es ist auch bekannt, dass Cäsar seinen Gästen Bier in goldenen Pokalen servierte. Der Untergang des römischen Weltreichs bedeutete nicht den Untergang des Bieres – im Gegenteil – Bier war in ganz Europa etabliert. Julius Cäsar brachte das gallische Bier mit seinen Soldaten auf die Britischen Inseln.


Roms Legionäre…

Rekonstruktion der Ausrüstung um 70 n. Chr., Foto: © Matthias Kabel, CC BY-SA 3.0

…hatten sich angewöhnt, Bier aus Kürbisschalen zu trinken. Die wurden oft fein verziert. Eine sehr kunstvolle Schale kann man im Pariser Museum »Carnavalet« (einem städtisches Pariser Museum im Stadtteil Marais, 23, Rue de Sévigné, 3. Arr.) sehen. Am oberen Rand trägt sie die Aufschrift »Fülle mir, holde Gastgeberin, von neuern die Schale mit Bier«.

Der römische Schriftsteller Tacitus nennt in seinem Werk »Germania« Bier als das Hauptgetränk der Germanen. Dort heißt es: »Als Getränk dient eine Flüssigkeit aus Gerste oder Weizen, in eine gewisse Ähnlichkeit mit Wein umgefälscht […].« Die »Germania« ist eine kurze ethnographische Schrift des römischen Historikers Tacitus (ca. 58–120 n. Chr.) über die Germanen.

Archäologische Funde von Gefäßen mit Bierresten belegen, dass auch in provinzialrömischen Städten des Nordens die Bierbrauerei betrieben wurde.

Um Geschmack und Haltbarkeit des Bieres zu verbessern, wurden seit jeher verschiedenste Zusatzstoffe wie Eichenrinde und Kräuter wie Myrte, Gagel oder Johanniskräutern dem Bier zugesetzt. Um die Alkohol- oder Rauschwirkung zu erhöhen, wurden auch psychotrope Kräuter wie Bilsenkraut, Stechapfel und Porst (ein  Heidekrautgewächs) zugesetzt.

Röm. Helm aus dem 4. Jhdt.

Auch die Verwendung von Hopfen zum Bierbrauen könnte bereits in der Spätantike begonnen haben: In einer in einem Alemannengrab in Trossingen gefundenen Flasche aus Ahorn aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. konnten Reste von Hopfen nachgewiesen werden.

Man weiß von vielen römischen Feinschmeckern, die Bier im Keller hatten - und zwar Biere ganz verschiedener Herkunft, aus Ägypten, aus dem Skythen- und dem Keltenland.

Der hochgebildete Kaiser Julian (332 bis 363) behauptete zwar in einem Spottgedicht, »Wein duftet nach Nektar, Bier aber stinkt nach Bock«.

Doch sein Nachfolger, Flavius Valens, trank Bier sehr gerne. Er liebte besonders das »Sabaium«. Das kam aus der Gegend, die heute Österreich heißt, und hatte seinen Namen vom Gott »Sabazios«. So hatten die Thraker den »Gott des Weins« genannt, der auch für das Bier zuständig war. Kaiser Valens trank so viel Sabaium, dass man ihn »Sabaiarius« nannte - und das blieb lange Zeit der Name für einen Säufer.             

Von den Römern übernahmen in Germanen und vorallem später die Franken die Braukunst. Seit dem Mittelalter besteht das »Deutsche Reinheitgsgebot«, nach dem bei uns immer noch Bier gebraut wird. Heute ist das Bier in allen Ländern und Erdteilen, sowie in allen Bevölkerungsschichten nicht mehr wegzudenken.


Quellen: bier-lexikon.de; ;bier.de; brauer-bund.de wikipedia.org; hier-gibts-bier.de;