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Der ›Große Stiefel‹ bei St. Ingbert

Geographische Lage

Der Stiefel befindet sich am Nordosthang des zwischen dem Stadtteil Rentrisch und der Gemeinde Sengscheid gelegenen, bewaldeten Bergrückens »Großer Stiefel« (397,2 m ü. NN) auf etwa 350 m ü. NN. Der Berg ist völlig bewaldet, der Stiefel-Felsen ist nur zu sehen, wenn man unmittelbar davor steht.

     

Herkunft des Namens

Es wird überwiegend angenommen, dass der Felsen, welcher auch ›Stiefeler Fels‹ genannt wird, dem ganzen Berg seinen Namen gibt.

Der untere Teil des Felsens ist ringsum zu einer niedrigen, etwa 6 Meter im Umfang messenden Säule ausgewittert und trägt die ganze obere Steinmasse. Diese ist ihrerseits nochmals von einem wuchtigen Block überlagert, sodass das Ganze einem Schuh oder Stiefel ähnlich sieht. Auch die Deutung, dass die Form einem umgedrehten Stiefel ähnelt, ist verbreitet.

Es gibt allerdings auch gegenteilige Auffassungen, z.B. dass der Name von der stiefel-ähnlichen Gestalt des Berges herrührt.

Der Namensforscher Hermann Albert Prietze hingegen leitet den Namen »Großer Stiefel« vom ›Thingstapel‹, der Gerichtssäule her, was auch durch den fast namensgleichen Stiefelberg in der Gemeinde Reichartshausen (in den Ausläufern des Kraichgau gelegen) bestätigt wird, der über Jahrhunderte als Hinrichtungsstätte diente.

        

Geschichte

Das Naturdenkmal diente wohl schon in der Jungsteinzeit kultischen Zwecken. Auf dem Bergrücken des Großen Stiefels wurden Steinklingen, Pfeilspitzen, Mahlsteine und Steinbeile gefunden, die aus der Mittelsteinzeit (8.000 bis 4.000 v. Chr.) stammen.

Ein kultischer Zusammenhang mit dem rund 1.300 m Luftlinie entfernten Spellenstein in Rentrisch ist anzunehmen, denn die »Stiefelspitze« zeigt auf den Spellenstein.

Reste von Tongefäßen aus der Bronzezeit (1.200 - 750 v.Chr.) deuten ebenfalls auf eine Besiedlung hin.

In der Nähe des Stiefelfelsens steht ein eindrucksvoller Menhir, welcher unter dem Namen »Teufelstisch« bekannt ist. Auch er ist eine imposante Erscheinung auf der Bergkuppe. Dieser Menhir ist nicht natürlichen Ursprungs wie der Stiefel. Vermutlich wurde er zu Kultzwecken errichtet.

Im 10. Jahrhundert wurde auf dem großen Stiefel eine Burg erbaut, das »Stiefeler Schloss«. Zahlreiche Mauerreste, Bodenwälle und Gräben zeugen noch heute von dieser Burg.

Ein Gedenkstein auf dem Stiefelplateau wurde 1960 vom Pfälzerwald-Verein errichtet und dient als Mahnstein zum Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege.

          

Sonstiges

Der Stiefel wurde bei einer Umfrage der Heinz Sielmann Stiftung EUROPARC Deutschland e.V. zu Deutschlands drittschönstem Naturwunder des Jahres 2013 gewählt.

Zur Auswahl standen 21 Naturdenkmale aus den Nationalen Naturlandschaften und anderen Regionen Deutschlands. Den ersten Platz belegte der Rauhe Kulm bei Neustadt am Kulm. Auf dem zweiten Rang folgte die »Steinerne Rose« bei Saalburg-Ebersdorf. 

Das Stiefeler Schloß wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von dem Archäologen Dr. Mehlis eingehend untersucht, wobei auch diverse Ausgrabungen durchgeführt wurden, über die der St. Ingberter Lokalhistoriker Dr. Wolfgang Krämer detailliert berichtete.

   

Sagen

Der Riese Kreuzmann auf dem ›Großen Stiefel‹ bei Sengscheid

Auf dem »Großen Stiefel«, dem kegelförmigen Berg bei St. Ingbert, heißt eine Felsplatte noch heute der »Riesentisch«. Hier hauste vor alten Zeiten der fürchterliche ›Riese Kreuzmann‹, der Menschen einfing und die Gefangenen auffraß.

Der Unhold war so stark, dass er die dicksten Waldbäume wie Hanfstengel ausriss und Felsenstücke heben konnte, so groß wie kleine Häuser, wie man es noch an dem Riesentisch sehen kann, den er sich hierher setzte.

Den im Tal eingefangenen Menschenvorrat, soweit er ihn noch aufsparen wollte, sperrte der Unmensch in einen hölzernen Käfig ein, bis er Hunger bekam. Die unglücklichen Leute sollen in ihrem Gewahrsam so fürchterlich geschrien haben, dass man es weithin hörte. Doch der Riese höhnte voll Bosheit: »Ei, wie schön meine Vögel pfeifen!«

Lange Zeit hatten die Menschen unter diesem Bösewicht zu leiden. Schließlich rafften sich die Bewohner der Gegend auf und beschlossen gemeinsam, den Riesen zu töten. Sie wollten ihn nach seiner Mahlzeit, nach der er gewöhnlich einige Tage fest schlief, aus seiner Behausung ausräuchern. Daher häuften sie Stroh, Reisig und allerlei Holz um seinen Turm und zündeten alles an, um ihn zu ersticken. 

Doch Kreuzmann hielt den Rauch, von dem er wach wurde, nur für dicken Waldnebel. Immerhin musste er heftig niesen. Davon erzitterte die Erde wie bei einem Erdbeben, sodass die Leute erschreckt den Berg hinab liefen. 

Als Kreuzmann aus seinem Turm heraustrat, um frische Luft zu schöpfen, merkte er erst, was die Leute angerichtet hatten, und geriet in schreckliche Wut. Er hatte gerade den großen Wetzstein zur Hand, an dem er vor dem Schlachten seiner Opfer die Messer scharf machte.


Diesen warf er seinen Feinden mit aller Wucht nach. Sausend fuhr der Stein durch die Luft, weit über die Menschen hinweg, mit der Spitze in die Erde, wo er noch heute neben dem Bach zu sehen ist.

Nun wollte der Riese selbst eilends den Berg hinab laufen, um die Menschen mit Baumstämmen zu erschlagen, aber er stolperte über einen Felsen und stürzte so wuchtig zu Boden, dass er betäubt liegen blieb.

Kaum sahen die Menschen seinen Fall, da liefen einige besonders mutige Männer hin und schlugen das Scheusal vollends tot. Seinen Leichnam warfen sie in ein tiefes Loch, auf das sie Stein um Stein wälzten, bis sich ein kleiner Hügel erhob.           

Darunter liegt der Riese noch heute begraben. Den Hügel aber nennt man auch heute noch das »Riesengrab«.